Kraft der Präsenz: Systemische (Neue) Autorität in Haltung und Handlung

Die Verhaltensweisen von Kindern und Jugendlichen (Gewalt, Beleidigungen, Verweigerungen, Abwesenheiten, ängstliche Vermeidung und Zwänge u.a.m.) führen vielfach bei Eltern und pädagogischen Fachkräften zu einer erlebten Hilflosigkeit. Auch Beratende sind nicht selten von der wahrgenommenen Ohnmacht angesteckt. Allen gemeinsam geht die je eigene Präsenz verloren.

Präsenz ist die Quelle von Systemischer Autorität. Dies gilt für Erziehende, Beratende und Therapierende wie Führungskräfte gleichermaßen.

Präsenz fokussiert auf die innere Stärke der handelnden Person – auf Selbstregulation, Selbstüberzeugung, Selbstwirksamkeit, Standhaftigkeit, eigener Sicherheit und Eingebundenheit – vor allem nonverbal!

Präsenz zielt auf Verbundenheit, Stärkung der Beziehung (Kooperation) und positive Entwicklung.

Präsenz ist Ausgangspunkt von Veränderung im pädagogischen, therapeutischen und führenden Handeln ohne Zwang und Gewalt – eben gewaltfrei!

Mit ihrem Prozessdynamischen Modell der Präsenz haben Lemme & Körner ein Vorgehen beschrieben, welches Personen in Pädagogik, Beratung, Therapie und Führungszusammenhängen in ihren Aufgaben gleichermaßen stärkt.

Ihr Konzept der Systemischen Autorität beruht auf den Grundhaltungen, sozialpolitischen Ansätzen und Methoden des Gewaltlosen Widerstandes nach Gandhi und King. Ebenfalls basiert es auf embodimentfokussierte (u.a. PEP) und systemischen Prinzipien sowie auf das Vorgehen der Neuen Autorität nach Haim Omer & Arist von Schlippe. 

Somit steht die Stärkung der eigenen Präsenz sowie ein co-regulatives Vorgehen durch entsprechende Handlungen und Methoden im Mittelpunkt – und eben nicht primär die Änderung des Verhaltens der anderen beteiligten Personen.

Die berufsbegleitende Weiterbildung „Kraft der Präsenz: Coach für Neue Autorität“ ist ein mit Zertifikat abgeschlossenes Curriculum. Es umfasst 14 Seminartage (je 8 Unterrichtseinheiten) und 3 Supervisionen in der Kleingruppe (3 UE) mit insgesamt 115 Unterrichtsstunden sowie 20 UE Peergroup-Treffen. Weitere Informationen dazu finden sich auf https://www.neueautoritaet.de/angebot/

Im ISTN kann dieses Curriculum vollständig durchlaufen werden. Nach den Grundlagenseminaren in 2023 und 2024 folgen in 2025 und 2026 insgesamt 4 Aufbauseminare mit je zwei Unterrichtstagen.

25.-27.09.2025„Eine Sprache der Gewaltlosigkeit finden…“ (inklusive Update von den Einführungen). In der Umsetzung des Konzeptes Systemische (Neue) Autorität erhalten wir wiederholt Rückmeldung verschiedener Personen, die von dem Konzept begeistert sind, dass es Ihnen schwierig erscheint, Klient*innen, Kolleg*innen oder Mitarbeiter*innen sowie Kund*innen in Seminaren zu motivieren, in eine aktive Umsetzung zu kommen. Es entsteht nicht selten eine Hilflosigkeit in der Vermittlung. Auch Einrichtungsleiter*innen berichten dies regelmäßig. Da, wo die erfolgreich erlebte Umsetzung und Vermittlung gelingen, scheint es ein kommunikatives Agreement zwischen Coaches/Trainer*innen und Klient*innen/Kund*innen zu geben. Schaut und hört man genauer hin, zeigt sich eine Sprache, die es erleichtert in Kontakt zu kommen und zu bleiben. 
Diese Sprache gestaltet und stabilisiert offensichtlich die Qualität, Möglichkeit und Ausgestaltung der Begegnung. Sie zeichnet sich in der Regel durch 3 Funktionsebenen aus: (1) Gestaltung der Beziehung (Kooperation, Angebote dazu), (2) Klarheit und Verdeutlichung von Positionen und eines sicheren Gegenübers sowie (3) Transparenz im Sinne des moralischen Anspruchs des würdevollen Umgangs und der Bekanntmachung der eigenen Schritte und Gedanken. Lemme & Körner (2022) beschreiben dies durch das Transformative Feld mit den Kernbedürfnissen Verbundenheit, Sicherheit und Autonomie. Dies Feld bildet die Grundlage des Handelns im Prozessdynamischen Modell der beiden, gestaltet kreative Räume für gewaltloses und konstruktive Entwicklungen. Es entsteht durch die Umsetzung ein Resonanzraum der Entwicklung.
In diesem Seminar werden wir der Gestaltung und Entwicklung dieser Sprachräume nachgehen. Martin Lemme wird seine Erfahrungen diesbezüglich verdeutlichen. Die Teilnehmer:innen werden angeregt, ihre eigene Sprache zu sensibilisieren und auszugestalten, so dass eine gute Entwicklung im Kontakt mit Kund*innen und Klient*innen möglich wird.

25.-26.11.2025Soziale Verbundenheit: Sicherheit, Achtsamkeit und Co-Regulation – der Umgang mit Psychotraumata und sicherer Führung“. Menschen benötigen Sicherheit um sich herum, um sich in ihren Möglichkeiten zu entfalten und reflektiertes Verhalten sowie stabile Bindungen aufzubauen. Schon das Beziehungs- und Bindungsverhalten von Kindern hängt, wie wir wissen, eng mit ihren Vorerfahrungen zusammen, wie insbesondere Pflege- und Adoptiveltern und pädagogisch Tätige in familienähnlichen oder auch anderen stationären Unterbringungen häufig erfahren. Die Erfahrung von schwerwiegenden Trennungen und Verlusten sowie Ereignisse von körperlicher und emotionaler Misshandlung oder gar sexueller Gewalt können zu Verhaltensmustern von Kindern führen, die in folgenden Beziehungen nicht selten Störungen und Missverständnisse herbeiführen. Häufig sind diese Verhaltensmuster von Ängstlichkeit, Zwanghaftigkeit, Vermeidung, Verweigerung oder Aggressionen u.a.m. geprägt. Um derartigen psychotraumatischen Reaktionen begegnen zu können, benötigen aus unserer Sicht die betroffenen Erziehungsverantwortlichen eine innere wie äußere Haltung, die es ihnen möglich macht, Beharrlichkeit und Ausdauer zu erleben sowie Schutz, Sicherheit und Anerkennung zu ermöglichen. Mit diesem besonderen Spannungsfeld und den jeweiligen Erfahrungen damit werden wir uns in diesem Seminar beschäftigen. Persönliche Anliegen können eingebracht werden.

Inhalte

  • Begriffsklärung von Psychotraumata und traumatischen Zusammenhang
    Erklärungsmöglichkeiten von Traumareaktionen und – entwicklungen
  • Ankerkonzept im Konzept Neue Autorität
  • Polyvagaltheorie und weitere neurobiologische Erklärungsmodelle
  • Anwendung und Bedeutung dieser Modelle in der Praxis
  • Gestaltung von sicheren Orten
  • Umsetzen gewaltloser und sichernder Handlung im Konzept Neue Autorität

Martin Lemme
Diplom-Psychologe, Psychologischer Psychotherapeut, eigene Praxis mit KV-Zulassung (VT), Systemischer Therapeut u. Supervisor, Systemischer Coach für Neue Autorität, Partner in SyNA: Systemisches Institut für Neue Autorität; mehrjährige Tätigkeit in ambulanter, teilstationärer und stationärer Jugendhilfe sowie Psychotherapie, Supervision und Fallberatung u.a.m. Schwerpunkte der Arbeit: Psychotherapie, Neue Autorität in Jugendhilfe, Psychotherapie und Schule, Fortbildungen, Seminare, Vorträge. Autor verschiedener Fachartikel und Bücher.

Tagungsort: Vallendar

TN-Gebühr: 650,- € (ohne Übernachtung) (DGSF-Mitglieder*innen 600,- €, Teilnehmende/Ehemalige unserer längerfristigen Weiterbildungen und Studierende 475,- €)

Anmeldeschluss: 02. Mai 2025