Agender, Postgender, Queer –

Zur (De-)Konstruktion von Geschlechtlichkeit

Finn (Vorname frei erfunden), 16 Jahre, trägt einen Rock und erklärt. „Ich bin ein Junge und möchte Finn genannt werden“ – ich frage interessiert nach: „Aha, und woran machst du dein Empfinden fest? Worin besteht für dich der Unterschied zwischen Mädchen und Jungs?“ – „Da gibt es keinen Unterschied.“ – „Okay, und woran merkst du dann, dass du ein Junge bist?“ – „Woran merken Sie denn, dass Sie cis sind?“

Ja, woran merke ich das eigentlich? Kann ich mir überhaupt sicher sein ‚cis‘ zu sein oder bin ich einer binär geprägten Welt so sozialisiert, dass ich mich viel weniger hinterfragt habe, ob mein biologisches Geschlecht mit meiner Geschlechtsidentität übereinstimmt? Was wäre gewesen, hätte es in meiner Jugend dieses breite Spektrum von Begrifflichkeiten und Optionen im Geschlechtserleben und der sexuellen Orientierung bereits gegeben?

Um queere Jugendliche und Regenbogenfamilien im pädagogischen und im Beratungskontext hilfreich, vielfaltssensibel und respektvoll zu unterstützen, braucht es m.E. eine ehrliche Auseinandersetzung mit der eigenen Geschlechtsidentität, mit der eigenen Haltung und den eigenen Emotionen. Wie z. B. umgehen mit dem Unbehagen, wenn bereits 14-Jährige überzeugt sind, trans zu sein und möglichst bald irreversible Schritte zur Transition unternehmen wollen? Es braucht auch Kenntnisse über die medizinische Seite der Transition, genauso wie eine Auseinandersetzung mit dem teils sehr kontrovers bis hart polarisierenden öffentlichen Diskurs.

Das Seminar will Raum geben für Fragen und keine Empfehlungen geben. Insofern verspricht es nicht, hinterher klarer zu sehen. Im Gegenteil: Die Verwirrung könnte im Anschluss noch größer sein. Dieses Thema verträgt eben keine Komplexitätsreduktion. Um Kurzschlüsse und Polarisierung zu vermeiden, braucht es viele Perspektiven.

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Termin:   21. September 2024, jeweils 9.00 – 17.00 Uhr

Leonie Dortschy, Diplom Pädagogin, Systemische Familientherapeutin und Supervisorin DGSF

Tagungsort:   Vallendar/Koblenz

TN-Gebühr:   130,- € (ohne Übernachtung) Teilnehmende/Ehemalige unserer längerfristigen Weiterbildungen und Studierende 90,- €)

Anmeldeschluss:   30. August 2024

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